An Sonntagen darf der FC Altenbochum den benachbarten Netto-Parkplatz nutzen. So die Absprache. Dann sollen die Mitglieder Strafe zahlen. Warum?


Wer an Spieltagen schon einmal rund um das Vereinsgelände des FC Altenbochum unterwegs war, der kennt die Situation: Ein Parkplatz ist kaum zu finden, Autos stehen kreuz und quer auf den Grünflächen. Um die Lage zu entschärfen, hatte der Verein für die Sonntage eine Lösung gefunden. Nach Absprache mit dem benachbarten Discounter Netto durften die Heim- und Auswärtsspieler dort parken. Doch was dann passierte, überrascht: Mehrere Mitglieder bekommen plötzlich ein Knöllchen vom Unternehmen „Park & Control“.
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„Mein Sohn, Spieler des FC, nahm mein Auto, während ich im Urlaub weilte. Er parkte beim Spiel gegen Hordel brav auf dem leeren Netto-Parkplatz. Da er dort länger als 90 Minuten stand, bekam ich eine 30-Euro-Zahlungsaufforderung per Post“, berichtet Heidi Bösel. Aus dem Urlaub zurück überweist Bösel das Geld – zähneknirschend. „Dass Parkkontrolle während der Öffnungszeiten sein muss, sehe ich ein. Aber am Sonntag?“
Mitglieder des FC Altenbochum bekommen Knöllchen von „Park & Control“
Bösels Sohn, der eigentlich immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, ist nicht der einzige, der betroffen ist. Das bestätigt Bruno Otto, Geschäftsführer des FC Altenbochum, im Gespräch mit der WAZ.
„Wir sind im letzten Jahr aufgestiegen in die Landesliga, da kommen nun ein paar mehr Zuschauer“, so Otto. Daraufhin habe der zweite Vorsitzende des Vereins mit dem Filialleiter von Netto gesprochen und vereinbart, dass der Parkplatz an Sonn- und Feiertagen genutzt werden darf. „Das haben wir das auf unserer Homepage verbreitet und die Mitglieder informiert.“

Mit großen Schildern weist Netto auf die Parkregeln vor seinem Discounter an der Wasserstraße in Bochum hin. © FUNKE Foto Services
Netto-Sprecherin spricht von „bedauerlichem Missverständnis“
An einem Spieltag, bei dem gleich drei Mannschaften ein Heimspiel hatten, hätten das einige Mitglieder sowie Besucher genutzt. Kurz darauf wendeten sie sich an den Verein, mit der Frage, warum sie denn nun Strafe zahlen sollen. Der Vorstand spricht erneut mit dem Netto-Filialleiter, bekommt jedoch keine zufriedenstellende Antwort.
Christina Stylianou, Pressesprecherin von Netto, erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: „Nach Rücksprache mit den verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen vor Ort kann ich Ihnen bestätigen, dass es anlässlich des Fußballspiels am 17. März eine Erlaubnis für das Parken auf unserem Parkplatz gab.“ Bei der Zahlungsaufforderung handle es sich um ein bedauerliches Missverständnis. „Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung“, so Stylianou. Netto wolle die Tickets bei „Park & Control“ stornieren.

Warum verschickte „Park & Control“ Knöllchen? Keine Antwort
Dass der Discounter mit „Park & Control“ zusammenarbeitet, sei ein branchenübliches Vorgehen. „Leider kommt es immer wieder vor, dass z. B. in stark frequentierten Innenstadtlagen oder in der Nähe von Bahnhöfen, Parkflächen über viele Stunden von Fremdparkern belegt werden, wodurch unseren Kundinnen und Kunden deutlich weniger oder gar keine Parkplätze zur Verfügung stehen“, erklärt die Sprecherin. Deswegen setze Netto an vereinzelten Standorten auf die Parkplatzüberwachung durch einen externen Dienstleister ein. Große Hinweisschilder würden darauf hindeuten.
„Park & Control“ hat sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu dem Vorfall geäußert – und auch nicht zu der Frage, warum Heidi Bösel trotz zeitnaher Überweisung der 30 Euro zusätzliche Mahngebühren in Höhe von 3,50 Euro sowie 5,85 Euro für eine erneute Halterermittlung zahlen sollte. „Mit dem ersten Schreiben hatten die mich doch schon ermittelt“, sagt sie und spricht von Abzocke im großen Stil.

Quelle: WAZ vom 13.05.2024

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